Quantcast
Channel: Aus Liebe zur Freiheit » Reisen
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Reisen. Urlaub. Arbeit. Leben.

$
0
0

Mein Schmöker im Park, gestern.

Gestern hab ich mir, weil das Wetter so schön war, spontan einen Tag Urlaub genommen und mich mit einem Schmöker in den Park gelegt.

So war jedenfalls meine Definition. Nach herkömmlicher Meinung befinde ich mich sowieso im Urlaub – denn ich bin verreist. Nur dass Reisen für mich ungeheuer anstrengend ist. Da brauche ich dann zwischendurch Urlaub.

Vielleicht sogar mehr, als wenn ich zuhause bin und ins Büro gehe. Da gebe ich mir nämlich viel Mühe damit, dass sich gar nicht erst allzu viel Erholungsbedürfnis ansammelt. Ich finde, wenn die Arbeit so stressig ist, dass man sich einmal im Jahr aufwändig davon erholen muss, ist eh was faul (oder vielmehr: nicht faul genug).

Bist du denn überhaupt richtig im Urlaub, wenn du dauernd bloggst? Das mailte mir eine Freundin. Ja, aber warum sollte ich denn nicht bloggen, wenn mir was einfällt. Ich beantworte übrigens auch „Arbeits-Emails“. Sonst würde mir ja Himmelangst vor dem Haufen, der sich am Ende von drei Wochen angesammelt hätte.

(Eigentlich müsste hier auch noch was zu Twitter und Facebook auf Reisen stehen, aber das hat Michael Seemann schon erledigt.)

Momantan bin ich ja auch offiziell nicht verreist, um mich zu erholen. Es ist nämlich nicht der normale „Erholungsurlaub“, sondern ein zusätzlicher unbezahlter Urlaub. (By the way: Es ist viel zu kompliziert, so was zu organisieren. Es muss mühsam erkämpft, erdiskutiert, individuell verhandelt werden – ist das gerecht gegenüber denen, die sich nicht trauen? Oder die uneinsichtige Chefs haben? Nein! – Ich fordere ein Recht auf unbezahlten Urlaub!)

Mit diesen sechs Wochen bin ich nämlich noch nie ausgekommen. Ich verstehe nicht, wie das möglich ist: 46 Wochen im Jahr dasselbe machen.

Natürlich: Wer so viel Urlaub macht, muss unweigerlich im Urlaub arbeiten, sonst reicht ja auch das Geld nicht.

Es gibt da übrigens einen noch kaum bemerkten zivilen Ungehorsam. Viele Leute machen ja in ihrem „Erholungsurlaub“ Vietnam und Kambodscha in zehn Tagen oder etwas dergleichen. Ich stelle mir das nicht sehr erholsam vor. Was sagen eigentlich die Arbeitgeber dazu? Ich warte nur drauf, dass es die ersten Abmahnungen gibt, wenn Leute nicht erholt genug aus dem Urlaub zurückkommen.

„Mal raus kommen aus dem alltäglichen Trott“. Das scheint vielleicht ein kleiner gemeinsamer Nenner zu sein. Allerdings: Wenn der Urlaub nur die Funktion hat, dass man sich hinterher wieder schön mit dem Alltagstrott arrangiert, dann ist das ja auch nicht das Wahre.

Worum es geht, sind Perspektivenwechsel. Manches muss man mit eigenen Augen sehen. Orte sind wichtig, manches kann der Geist alleine nicht erforschen, da muss der Körper mit hin. Die Augen sehen aber nur, was der Geist mitdenkt. Man kann auch verreisen und dabei nur einen vorgefertigten Film im Kopf abspulen.

Man kann auch den Alltagstrott mitnehmen woandershin. Manchmal muss man das sogar, um im Neuen nicht desorientiert zu verschwimmen.

Und wer weiß: Womöglich lernt und erfährt man etwas, das sich hinterher auch noch zu Geld machen lässt.

Das alles ist jedenfalls kompliziert. Reisen, Urlaub, Arbeit, Freizeit – so richtig helfen diese alten Begriffe aus dem Industriezeitalter nicht mehr weiter.

Vielleicht nennen wir es vorläufig einfach Leben.


Flattr this
Danke für die Spende!



Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Latest Images

Trending Articles





Latest Images